Ich weiß, wie Du Dich fühlst

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Wißt Ihr was? Ich werde überhaupt nicht gerne fotografiert. Und schon gar nicht alleine, wo nur ich im Mittelpunkt stehe. Nur ich und die Kamera. Vor der Kamera. Richtig gruselig. Das ist auch der Grund, warum Ihr hier nicht viele Fotos von mir seht. 

Aber ich glaube fest daran, dass man ab und zu seine Komfortzone verlassen sollte. Und dass es als Fotografin wichtig ist, zu wissen, wie man sich vor der Kamera fühlt. Wie Ihr Euch beim Fotoshooting fühlt.

Genau deshalb hatte ich diesen Sommer ein Portraitshooting. Für mich. Als ich Ende August die einmaligen Bilder der Fotografin Marina Wolf sah, schrieb ich Ihr sofort eine Nachricht. Ich wusste, wenn ich jetzt zu lange warte, schiebe ich es wieder vor mir her. Dann passt es mit dem Wetter nicht (ach, ich warte lieber bis nächsten Sommer, jetzt ist es schon zu kalt) oder ich finde nichts in meinem Kleiderschrank (wirklich?) oder zuviel Arbeit (immer eine gute Ausrede) oder oder ...  

Aber ich sagte mir, jetzt oder nie! Vor ein paar Tagen bist Du 33 geworden, jetzt machst Du Dir mal selber ein ganz besonderes Geschenk. Erinnerungen an diesen wunderbaren Sommer und dieses unbeschwerte Gefühl zu genau dieser Zeit. Die so, wie sie jetzt ist, nie wiederkommen wird. 

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Das Treffen rückte immer näher und ich wurde immer aufgeregter. Ich war ganz erstaunt, wie sich das anfühlte. Die Vorfreude und die Anspannung. Was man sich für Gedanken machte. Wie schwer es war, sich für das richtige Outfit zu entscheiden. Wie oft man auf die Wetter-App schaut.

Dann war es soweit. Ich habe mich dann spontan doch für den blauen Rock entschieden. Und den roten Hut aus Kolumbien, mit den vielen Erinnerungen. 

Als ich Marina sah, war ich erleichtert. Sie lächelte mich herzlich an, wir fingen an zu erzählen und meine Nervosität verflog immer mehr. Sie hatte keine leichte Aufgabe, mir meinen typischen Kamera-Blick aus dem Gesicht zu wischen. Dieses eingefrorene Lächeln, dass auf fast allen Privatfotos von mir zu finden ist. Was meint Ihr, wie oft ich zu hören kriege, "Jetzt guck doch nicht schon wieder so!" Kennt Ihr das? 

Schon komisch, wie unbeholfen man sich vor der Kamera fühlt. Diese Befangenheit. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran, fotografiert zu werden. Das Klicken wird zu einem leisen Hintergrundgeräusch, das man gar nicht mehr wahrnimmt. Man erzählt, man lacht, klick. Man dreht sich, spaziert, sinniert, klick. Und so geht es immer weiter. Bis die Abendsonne hinter dem Horizont verschwindet.

Und dann geht man nach Hause. Ein bisschen benommen, ein bisschen erleichtert. Und glücklich. Dass man es gemacht hat. 

Ein paar Wochen später sitze ich vor meinem Rechner. Gleich klicke ich auf den Link, der mir die Bilder zeigen wird. Ich hole tief Luft und hoffe ganz doll, dass sie mir gefallen. Ich weiß, dass man sich selber anders sieht, als die Fotografin. Kritischer.  Es ist ein Kunststück, jemanden so zu porträtieren, wie er/sie sich selber sieht. Und eine andere Fotografin zu fotografieren ist auch nicht gerade einfach. 

Was soll ich sagen? Ich bin fast geplatzt vor Glücksgefühlen, als ich die Fotos gesehen habe. Mit einem breiten Grinsen saß ich vor dem Rechner und klickte mich immer und immer wieder durch die Bilder unseres Spätsommerabends. Marina hat mit ihrer schönen Bildsprache dieses unbeschwerte Gefühl festgehalten, an das ich mich beim Betrachten der Fotos jedes Mal zurückerinnere. Und es sind so viele Aufnahmen dabei, auf denen ich mich wiedererkenne, die mich wirklich so zeigen, wie ich bin.

Das Besondere an Fotografien ist, das ihr Wert mit der Zeit zunimmt. Schon jetzt merke ich, wie ich sie mit etwas anderen Augen sehe, als noch beim ersten Mal. Was wird mir wohl durch den Kopf gehen, wenn ich sie in dreißig Jahren betrachte? Eins weiß ich auf jeden Fall. Die Bilder werden mich immer an diesen schönen Sommer erinnern, an eine neue Liebe und viele glückliche Stunden in diesem Birkenwald.  

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Bald bin ich wieder quer durch Deutschland unterwegs, auf dem Weg zu Euch! 

Wo genau, seht Ihr hier.