Wie man in der Mittagszeit auch bei direktem Sonnenlicht schöne Porträts macht, darum geht es in diesem Blogartikel! Ich zeige Dir die idealen Kamera-Einstellungen für Fotos in der prallen Sonne und wie Du Grünstiche in Deinen Fotos vermeidest.
Manchmal lässt es sich nicht vermeiden. Du bist mit Deinem Kind draußen, hast die Kamera dabei und möchtest einen schönen Moment festhalten. Aber Dein Kind spielt in der knalligen Sonne und das direkte Licht von oben erzeugt unschöne harte Kontraste. Wie geht man damit am besten um? Im Grunde gibt es 2 Strategien, die man anwenden kann.
Die beste Strategie ist meiner Meinung nach, mit Gegenlicht zu fotografieren. Wenn das nicht geht, nimmt man die Situation wie sie ist und fotografiert sein Kind mit der direkten Sonne im Gesicht. Wie man mit beiden Situationen am besten umgeht, zeige ich Dir jetzt.
STRATEGIE 1. MIT GEGENLICHT FOTOGRAFIEREN!
Dieses Shooting mit zwei kleinen Jungs fand in der prallen Mittagssonne statt. Eigentlich vermeide ich es immer, in der direkten Mittagssonne zu fotografieren. Wenn die Sonne tiefer steht, ist das Licht weicher, was viel besser für Kinder- und Familienfotos geeignet ist. Aber hier ließ es sich aufgrund ungünstiger Umstände nicht vermeiden.
► Tipp 1. Fotografiere gegen die Sonne
Wenn es irgendwie geht, würde ich empfehlen, Dein Kind zunächst gegen die Sonne zu fotografieren, also mit Gegenlicht!
Fotografierst Du es nämlich von vorne, entstehen harte Schatten im Gesicht und viele Kameras haben gerade im Automatik-Modus Schwierigkeiten, ein Foto mit starken Kontrasten richtig zu belichten.
Meine wichtigsten Tipps für Aufnahmen bei Gegenlicht findest Du in diesem Blogartikel: 5 Profi-Tipps für Porträts bei Gegenlicht
► Tipp 2. Fotografiere im (Halb-)Schatten!
Ich weiß, dass man nicht immer Einfluss darauf hat, wo die Kinder gerade spielen und wo sich der perfekte Moment für ein Foto ergibt. Aber manchmal kann man die Kinder bitten, 1 bis 3 Meter weiter links oder rechts (im Schatten eines Baumes oder Strauches) zu spielen und das kann für Dein Kinderfoto einen Riesenunterschied machen! Bei diesem Shooting gab es zum Glück ein paar Birken, die etwas Schatten gespendet haben.
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► Tipp 3. Achte auf helle, reflektierende Flächen vor Deinem Fotomotiv!
Wenn man Kinder in der Nähe eines grünen Baumes oder auf einem grünen Rasen fotografiert, haben sie auf den Fotos oft ein grünliches Gesicht. Wenn die Sonne den grünen Baum oder Rasen direkt anstrahlt, wird die grüne Farbe nämlich auf das Gesicht des Kindes zurück reflektiert. Das sieht nicht so dufte aus und die Hauttöne in Lightroom zu korrigieren, macht auch keinen Spaß.
Das kann man vermeiden, indem man darauf achtet, dass die grüne Fläche neben dem Kind auch im Schatten liegt oder etwas weiter entfernt von dem Kind. Bei den Fotos oben habe ich darauf geachtet, dass die Beiden nicht zu dicht am Baum stehen.
Zusätzlich habe ich bei dieser Foto-Location großes Glück gehabt, denn auf den hellen Sandwegen befand sich fast kein grüner Rasen. Der helle Boden hat also als natürlicher Reflektor funktioniert und neutrales, helles Licht auf die Gesichter zurück reflektiert (anstatt grünes Licht).
Sitzt Dein Kind auf einer großen hellen Decke auf einer grünen Wiese, wird diese Decke übrigens genauso zum Reflektor, wie der helle Boden bei meinem Shooting.
Hier noch ein weiteres Beispiel. Auf dem linken Bild sieht man es nicht so richtig, aber auch hier haben wir in der Mittagssonne fotografiert und hinter den beiden knallte die Sonne auf den grünen Rasen. Also habe ich die Familienfotos an der einzigen schattigen Stelle gemacht, die ich fand, neben diesen Rosen an der Häuserwand. Genau vor den Beiden war der Rasen zu Ende und es begann ein heller Fußweg, der wunderbar weiches, helles Licht auf den Papa und seinen Sohn zurück reflektierte.
Wie ich die Beiden zum Lachen gebracht habe? Ich habe den Papa gebeten, so zu tun, als würde er seinen Sohn fallen lassen. Das fand der Kleine irre komisch und konnte viele fröhliche Bilder von ihnen machen.
Den Bildausschnitt habe ich aus zwei Gründen sehr eng gewählt: Zum einen wollte ich die Emotionen von ganz nah festhalten. Zum anderen wollte ich die grüne Plastikplane auf dem Nachbargrundstück hinter den Beiden verschwinden lassen.
► Tipp 4. Fotografiere im RAW-Format und/oder in Schwarzweiss!
Manchmal läßt sich ein Grünstich nicht vermeiden oder man bemerkt erst zu Hause am Rechner beim Durchschauen der Bilder, dass die Gesichter grün sind. Ein Grünstich lässt sich dann am besten in Lightroom mit dem Temperatur- und Tonungsregler in den Grundeinstellungen sowie mit den Panelen “Teiltonung” und “Farbe” korrigieren. Wichtig ist hier aber, dass Du Deine Bilder vorher im RAW-Format aufgenommen hast!
Hast Du nur im JPG-Format fotografiert, kannst Du Deine Kinderfotos noch retten, indem Du sie einfach in Schwarzweiss umwandelst.
Was macht man aber, wenn es die Option Gegenlicht gar nicht gibt? Wenn man mit Gegenlicht nur den Hinterkopf auf dem Foto hätte, man sein Kind aber gerne von vorne fotografieren möchte, Sonne hin oder her ...
STRATEGIE 2. MIT DIREKTER SONNE VON VORNE
► Tipp 5. Lieber unter- als überbelichten!
Egal ob sich Dein Kind im Halbschatten, wie bei dieser Aufnahme, oder in der direkten Sonne befindet, belichte Dein Foto auf gar keinen Fall über! Weiter unten siehst Du, dass ich das Originalbild etwas zu dunkel (also unter-)belichtet habe.
Ein zu dunkles Foto kann man ganz leicht in Lightroom aufhellen. Aber belichtet man ein Foto über, also viel zu hell, sind diese hellen Bereiche "verloren" und man bekommt sie auch nicht in der Bildbearbeitung zurück. Das ist gerade dann sehr ärgerlich, wenn man die Gesichter überbelichtet.
► Tipp 6. Fotografiere im Manuellen Modus!
Direktes Licht ist für die Technik Deiner Kamera eine Herausforderung, die Ihr gemeinsam am besten meistern könnt, wenn Du die Belichtung selber manuell einstellst. Wenn Du lernen möchtest, was ISO, Blende und Verschlusszeit bedeuten und wie man damit manuell gezielt die Belichtung seiner Kinderfotos steuern kann, schau gerne mal in mein kostenloses eBook "Manuell fotografieren lernen im Familienalltag".
► Tipp 7. Nicht in die Kamera schauen!
Wird das Gesicht Deines Kindes direkt von der Sonne angestrahlt, ist es keine gute Idee, es dazu aufzufordern, mal in die Kamera zu lächeln. Da die Sonne sehr stark blendet, wird es die Augen zusammenkneifen, was nicht die besten Voraussetzungen für ein natürliches Kinderporträt sind.
Sitzt Dein Kind in der prallen Sonne, würde ich einfach versuchen, zu schauen, dass ich das Beste aus der Situation mache und die beste Perspektive suchen. Manchmal lohnt es sich schon, ein oder zwei Schritte zur Seite zu gehen, und das Kind leicht seitlich zur Sonne zu fotografieren, anstatt direkt von vorne. So habe ich es bei dem Sandkasten-Foto oben auch gemacht.
► Tipp 8. Mache es Deiner Kamera leichter!
Wenn Du Dich im Manuellen Modus noch nicht sicher fühlst, speichere Dir am besten diesen Foto-Merkzettel auf dem Smartphone! Warum der A-Modus? Weil die Kamera bei so viel Licht immer eine sehr schnelle Verschlusszeit wählt. Das entscheidende ist die Blende! Die willst Du auf jeden Fall selber bestimmen, daher der A-Modus (= Zeitautomatik).
Und warum mind. Blende f/2.8? Wenn man mit einer teuren Hightech-Profi-Kamera bei strahlendem Sonnenschein fotografiert, kann man ohne Probleme auch mit großer Blende, wie f/1.8 oder f/2.2 fotografieren. Bei Kameras im mittleren und unteren Preissegment für Hobbyfotografen aber leider oft nicht. Hier werden Deine Bilder mit großer Blende (= kleine Blendenzahl) überbelichtet, also viel zu hell.
Das liegt daran, dass teure Profi-Kameras sehr schnelle Verschlusszeiten haben, günstigere Kamera-Modelle aber nicht. Um zu verhindern, dass zu viel Licht in die Kamera kommt und Dein Bild zu hell wird, musst Du nicht nur mit der schnellsten Verschlusszeit fotografieren (was Deine Kamera im A-Modus automatisch macht), sondern auch die Blende schließen, also mind. mit Blende f/2.8 oder noch höher fotografieren.
Das ist aber bei jedem Kamera-Modell anders! Am besten probierst Du das einfach mal aus. Wenn Du merkst, dass Deine Kinderfotos im A-Modus mit ISO 50 - 100 und bei Blende f/2.8 viel zu hell werden, nimmst Du f/3.5. Immer noch zu hell? Versuch's mal mit f/5.6. Blende f/2.8 klappt gut? Dann fotografiere ruhig mal mit f/2.2.
Nicht vergessen: Dies sind nur Richtwerte, die Euch das Fotografieren in der direkten Sonne erleichtern sollen. Ein gut belichtetes Foto hängt von vielen Faktoren ab und auch diese Einstellungen sind keine Garantie, dass jedes Kinderfoto ein Treffer wird. Noch besser klappen Kinderfotos bei sehr viel Sonnenschein mit dem Manuellen Modus. Auf meinem Blog gibt es eine 6-teilige Blogserie dazu!
► Bonus Tipp 9. Das Geheimnis für kontrastreiche Porträts
Wenn Du Porträts bei Gegenlicht machst, wirst Du schnell feststellen, dass die Aufnahmen oft flach und kontrastarm aussehen.
Wie Du auch bei Gegenlicht Kinderbilder mit schönen Kontrasten machst, verrate ich Dir in meinem eBook “Das Geheimnis für brillante, kontrastreiche Fotos bei Gegenlicht”, das Du Dir hier kostenlos herunterladen kannst.
In diesem eBook findest Du Antworten auf diese Fragen:
Der Autofokus versagt oft, ich fotografiere dann manuell. Gibt’s da einen Trick?
Wie schaffst Du es, dass die Personen im Gegenlicht so brillant abgebildet werden?
Meine Ränder brennen oft aus. Wie vermeide ich ausgefranste Ränder?
Deine Gegenlicht Portraits sehen so knackscharf aus, bei mir eher verwaschen, woran liegt das?
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