Ende 2012 habe ich den Entschluss gefasst, dass ich als Fotografin arbeiten möchte. Ein Jahr später meldete ich offiziell mein Gewerbe als selbstständige Familienfotografin an und 2014 ging es dann richtig los mit diesem neuen Lebensabschnitt.
Heute, im Sommer 2019, befinde ich mich im 6. (!) Jahr meiner Selbstständigkeit als Familienfotografin. Und wie ich das hier so schreibe, kann ich es selbst kaum glauben. Es war ein langer, intensiver Weg mit vielen Höhen und Tiefen.
Ich erinnere mich an das erste Jahr, als ich mich mit der Sicherheit eines gut bezahlten Teilzeitjobs voller Enthusiasmus und Energie mit 150% in dieses Herzensprojekt gestürzt habe. Wie desillusioniert ich war, als mir bewusst wurde, wie viele Steuern man als hauptberufliche Fotografin zahlen muss - ohne diese Sicherheit. Wie hart das Jahr nach dem Umzug nach Berlin Ende 2014 war und ich kurz überlegte, wieder in meinem alten Job zu arbeiten.
Ich erinnere mich an das intensive Glücksgefühl, das mich bei Shootings so oft überkommt. Und unzählige Bahnfahrten quer durch die Republik, als ich deutschlandweit Familien fotografiert habe. Wenn ich mir meine Bilder anschaue, habe ich das fröhliche Lachen unzähliger Kinder im Ohr. Und die vielen Shootings der letzten Jahre laufen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.
Ich erinnere mich auch an die Frustration, als ich merkte, dass ich mit meinem eigenen Tempo nicht mehr mithalten konnte. Und an das Gefühl, alles absagen zu wollen. Die Kamera nicht mehr in die Hand nehmen zu wollen. Hinschmeissen zu wollen.
Es gab viele Höhen, aber genau so viele Tiefen und ich musste mehrmals eine längere Pause machen, um mich wieder darauf zu besinnen, warum ich diesen Weg gewählt habe. Jetzt, im 6. Jahr meiner Selbstständigkeit, wird mir das immer bewusster. Was auch damit zu tun hat, dass ich seit letztem Jahr vor allem Familien fotografiere, die ich schonmal vor der Kamera hatte.
Meine Aufnahmen der letzten Jahre bei ihnen zu Hause an der Wand zu sehen, treibt mir jedesmal die Tränen in die Augen. Ich liebe meine Arbeit so sehr, aber die Familienfotografie war für mich lange Zeit alles. Es war ein langer, steiniger Weg zu erkennen, dass ich nicht alles für Andere geben kann. Denn dann bleibt nichts mehr für mich.
Meine Familienbilder an ihrer Wand erinnern mich daran, wie sehr ich mich verändert habe. Wie sehr ich meine Arbeit immer noch liebe, aber sie nur noch ein Teil von mir ist. Wie dankbar ich bin, dass ich immer noch mit der Fotografie meine Brötchen verdiene. Dass ich nicht hingeschmissen habe. Dass ich gelernt habe, Grenzen zu setzen. Mich besser um mich und meine Gesundheit zu kümmern. Und wie nutzlos die ganzen Zweifel sind, die auch ich manchmal habe: Sind meine Fotos gut genug? Kann ich die Erwartungen erfüllen?
Ich sehe all die innigen Momente vergangener Jahre, die ich festgehalten habe, die für die Familien mit der Zeit immer wertvoller werden und ein Gefühl von Stolz und innerer Ruhe erfüllt mich. Dass ich diese Erinnerungen für sie festhalten durfte. Dass sie in diesen Bildern immer wieder die Momente der Nähe und Verbundenheit mit den Menschen, die sie lieben, erleben können. Dass ist das für “meine” Familien immer wieder tun darf, ist ein ganz wunderbares Gefühl.
Eine Familie, die ich ganz fest in mein Herz geschlossen habe, sind Jette und Dirk mit ihren Drillingen. Ich erinnere mich noch an die erste Email von Jette vom August 2016, als wäre es gestern: “Liebe Leni, ich bin nach vielen Jahren des Kampfes schwanger mit Drillingen.”
Ich habe die Schwangerschaft für die Beiden dokumentiert, die Weihnachtszeit mir ihren drei Babys zu Hause und kurz vor ihrem 1. Geburtstag gab es ein Wiedersehen im Volkspark Friedrichshain.
Im September 2018 war ich wieder bei ihnen zu Hause, wenige Tage vor dem 2. Geburtstag der Drillinge und habe den Alltag der Fünf und die Vorfreude auf ihr neues Haus mit Fotos und einem kleinen Familienfilm dokumentiert.
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