Als wir im Januar im Urlaub waren, habe ich viele Fotos mit dem iPhone gemacht. Meine Spiegelreflexkamera von Nikon hatte ich in den zehn Tagen ganze zwei Mal mit dabei. Das klobige Teil war mir einfach zu schwer.
Ich denke öfters über den Wert von Fotos nach, auch meiner Fotos.
Das sollte Dir als Fotografin doch klar sein, denkt Ihr vielleicht. Wem, wenn nicht Dir?
Tatsächlich ist mir aber schonmal der Gedanke durch den Kopf gegangen „iPhone-Fotos reichen ja eigentlich auch als Erinnerungsstütze“. Warum eigentlich eine professionelle Fotografin buchen, wo man doch selber ein paar Bilder knipsen kann, tagtäglich, tausendfach, total unkompliziert? Aber so simpel ist das nicht.
Ich möchte Euch eine kleine Geschichte erzählen.
Vor ein paar Jahren ist völlig unerwartet mein geliebter Opa gestorben. Das letzte, was er mir wünschte, war ein Freund. „Das ist was Gutes. Das ist was für's Herz.“
Es gibt ein paar Erinnerungen, die sind sofort da.
Wie er im Garten auf seiner Pritsche Mittagsschlaf macht. Wie er in seinem Sessel sitzt und mich von der Seite anlacht. Wie wir an der Tür stehen und er mich zum Abschied fest drückt. Wie er mir hinter dem Rücken meiner Oma verschwörerisch zuzwinkert.
Wenn ich mich ganz doll anstrenge, fallen mir noch mehr Momente ein, aber diese Erinnerungen sind verschwommen, ich kann sein Gesicht nicht mehr richtig erkennen, mich an subtile Gestiken und seine Mimik nicht mehr erinnern. Und mit den Jahren werden diese Erinnerungen immer lückenhafter, verschwommener. Jetzt schon, nach so kurzer Zeit.
In meiner Jugend habe ich sehr viele Familienbilder von meinen Liebsten gemacht. Als ich zum Studium und dann für einige Jahre ins Ausland ging, auch. Wenn ich einmal im Jahr zu Weihnachten nach Hause kam, war das für mich das Highlight des ganzen Jahres. Meine Familie wiederzusehen. Alle diese Menschen, die ich innig liebte, beisammen. Auch mein Bruder, der in den Staaten wohnte. Zwei, drei Wochen am Stück nur Familie. Das war für mich alles. Darauf freute ich mich das ganze Jahr. So viele Momente wie möglich wollte ich mit der Kamera festhalten, um die nächsten Monate Erinnerungsstützen zu haben, wenn ich wieder tausende Kilometer weit weg war.
Als ich mich dann nach meiner Rückkehr nach Deutschland langsam als Familienfotografin selbstständig machte, war meine Familie weiterhin mein allerliebstes Fotomotiv. Nicht jeden hat das gefreut. Sie haben oft mit den Augen gerollt. „Schon wieder ein Foto?“ Und mein Opa war auch etwas schüchtern.
Aber wisst Ihr was? Ich habe un-zäh-lige Fotoaufnahmen von meinem geliebten Opa. Und diese Fotos sind ein Schatz. Denn sie helfen, sich zu erinnern. An viele Augenblicke, die sonst für immer vergessen und verloren wären.
Am meisten bedeuten mir die letzten Fotos.
Weil ich ihn endlich so ablichten konnte, wie ich ihn gesehen habe. Seine Persönlichkeit. Die kleinen Gesten. Die Alltagsmomente, die genau das zeigen, was ich damals gesehen habe. Nicht unterbelichtet oder verwackelt, nur ein matter Abklatsch der Realität. Sondern Fotos, die das Gefühl zeigen, was ich damals in dem Moment empfunden habe. Weil ich endlich das technische Können und künstlerische Empfinden hatte, genau das genau so festzuhalten.
Wie diesen unvergesslichen Augenblick zwischen meinen Grosseltern, die mehr als 50 Jahre lang gemeinsam durchs Leben gegangen sind. Eines der wenigen Fotos, das gerahmt in meiner Wohnung hängt.
Das ist für mich der Wert eines Fotos.
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